Was ist Führung 4.0 und was ist heute für eine Führungskraft überlebenswichtig? Diese Fragen haben wir unserem Gast gestellt: Adrian Steiner, CEO von der Firma Thermoplan in Weggis, Referent und Keynote Speaker am Aussenwirtschaftsforum und Gastreferent bei unserem CAS Leadership for Finance an der HWZ in Zürich.
Interview mit Adrian Steiner: Video

Adrian Steiner
CEO Thermoplan,
Gastreferent beim CAS Professional Leadership for Finance
Interview mit Adrian Steiner: zum Lesen
Wolfgang Wachter: Herr Steiner, Führung 4.0 – es wird alles herausfordernder, die Zeiten sind herausfordernd, mich würde einleitend interessieren: Was war eigentlich die Antriebsfeder beim Herrn Steiner überhaupt mal eine Führungskraft zu werden?
Adrian Steiner: Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich eine Führungskraft geworden bin. Für mich war es entscheidend, dass mir Dominik Steiner das Vertrauen und Möglichkeit gab, zu führen und eine Organisation mitzugestalten. Erst später realisierte ich dies aber und merkte, dass es mir sehr viel Freude bereitete. Das intuitive Führen und vor allem die Freude, mit den Mitmenschen oder Mitarbeiter etwas zu gestalten. Dies war der Funken für meine Führungslaufbahn.
Das intuitive Führen und vor allem die Freude, mit den Mitmenschen oder Mitarbeiter etwas zu gestalten. Dies war der Funken für meine Führungslaufbahn.
Wolfgang Wachter: “Man muss Menschen mögen“, das ist auch so ein Schlüsselsatz. Es war also kein richtiger Antrieb zu Beginn. Sind Sie einfach hineingerutscht oder wie kann man sich das vorstellen?
Adrian Steiner: Ja, es war eine unbewusste Veränderung, welche stattgefunden hat. Ich war schon immer geprägt und habe eine Leidenschaft für Veränderung. Zusammen mit einem Team verändert und Erfolg in einer Gemeinschaft und das ist unumgänglich, dass man so in eine Führungsrolle tritt und wächst mit dieser Verantwortung.
Wolfgang Wachter: Wir leben aktuell in sehr speziellen Zeiten. Die Herausforderung an Führungskräfte wird anspruchsvoller. Was sind aktuell die grössten Herausforderungen in der Führung?
Adrian Steiner: Die Nähe zu den Mitarbeitenden. Das Wachstum, das wir in der Firma haben, alles wird grösser und strukturierter. Was ich am meisten vermisse, ist die Zeit, um mich um alle 430 Mitarbeiter zu kümmern. Das ist sicher eine Herausforderung, mit dem ich täglich konfrontiert bin. Übergeordnet spielt hier aber die Kommunikation eine wichtige Rolle und ist zugleich das anspruchsvollste. Egal wie gross das Unternehmen oder die Führungsspanne ist.
Was ich am meisten vermisse, ist die Zeit, um mich um alle 430 Mitarbeiter zu kümmern.
Wolfgang Wachter: Die Kommunikation, vor allem wenn es heute darum geht neue Mitarbeiter zu gewinnen bzw. was man immer wieder hört, die Fluktuation nimmt in vielen Betrieben zu. Wahrscheinlich auch in Ihrer Branche. “The Wow of Talent“. Gerade die jüngere Generation sucht weniger als die ältere Generation nach Sicherheit, sondern viel mehr nach dem Begriff Sinngebung. Wie gehen Sie mit dieser Thematik um?
Adrian Steiner: Sie sagen es richtig, die sinnstiftende Tätigkeit ist so essenziell zentral, welches sich etwas verändert hat. Die Loyalität zum Arbeitgeber? Der Arbeitgeber wird schon wissen, was er von mir will als Arbeitnehmer. Ich denke, das hat sich heute komplett zum Guten geändert. Es hat sehr viele Vorteile, dass man da auch wieder anders kommuniziert. Damit man den Sinn erklären kann und viel bewegen kann. Es braucht für einzelne Mitarbeiter auch viel Vertrauen und Freiraum.
Rein vom Bildungssystem und vom Antrieb her sind jüngere Generationen wahnsinnig inspirierend. Sie gehen mutig an neue Aufgaben ran und haben wenig Hemmungen oder geistige Blockaden. Der Mut zum Fail oder zum Versagen wird agil korrigiert und so gelangen sie schneller zum Ziel. Ich bin begeistert vom Bildungsstand dieser jungen Talente, die man auch spürt. Sie sind viel fitter als ich es einmal war vor 20 Jahren.
Der Mut zum Fail oder zum Versagen wird agil korrigiert und so gelangen sie schneller zum Ziel. Ich bin begeistert vom Bildungsstand dieser jungen Talente, die man auch spürt.
Wolfgang Wachter: Die Welt wird digitaler, alles schneller und noch digitaler auch in der Finanzbranche. Die Mitarbeiter müssen auch diesen Sprung mitmachen. Was haben Sie für Erfahrung gemacht im Bereich Digitalisierung?
Adrian Steiner: Die Digitalisierung können und wollen wir nicht aufhalten, sondern lernen und mitgestalten. Als praktisches Beispiel aus der aktuellen Pandemie: Trotz aller digitalen Möglichkeiten haben wir gelernt, dass dezentrales Führen viel mehr Management by objectives – Ziele – erfordert, welche akribisch und detaillierte definiert werden müssen, damit eine Führung erfolgreich sein kann. Dies hat viel mit Vertrauen zu tun. Unsere Veränderungen in der Führungsaufgabe mit den digitalen Mitteln welche zur Verfügung stehen. Trotz Digitalisierung muss man Menschen mögen und die Führung intensivieren – das ist unsere Herausforderung.
Wolfgang Wachter: Digitalisierung heisst aus Ihrer Sicht, nicht bloss auf die Ferne sehen, sondern im Gegenteil in der Nähe die Digitalisierung einführen und den Mitarbeiter miteinbeziehen. Ein anderer Begriff in der Führung, welchen man immer wieder hört, ist das Thema Motivation. Motivation für Führungskräfte, wie wichtig ist diese Begrifflichkeit aus Ihrer Sicht?
Adrian Steiner: Wer das Was versteht, arrangiert sich auch immer mit dem Wie. Dies sagt viel aus über die Motivation selbst. Das sage ich auch immer bei meiner Organisation: Jeder hat das Recht zu verstehen, was von wem gefordert wird. Danach arrangiert man sich auch mit dem Wie und das Wie ist dann die Motivation, welche dann ermöglicht je nach Aufgabe oder Herausforderung auch anzupassen und gemeinsam in die richtige Richtung zu gehen. Motivation ist essenziell. Man kann Mitarbeiter nicht motivieren, sondern nur demotivieren, was im Grundsatz nicht falsch ist. Im Kern sind wir soziale Wesen und suchen eine Entwicklung in der Organisation.
Wolfgang Wachter: Wie reagiert ein Adrian Steiner, wenn ein Mitarbeiter nicht so motiviert ist?
Adrian Steiner: Ich glaube, die Empathie ist etwas ganz Zentrales. Was ist die Herausforderung oder das Problem des Mitarbeiters? Die aktive Ansprache und aktiv ein Feedback kriegt und das Interesse zeigt am Mitarbeiter. Wenn man die Gründe versteht, für diese Stimmung welche vorherrscht, dann kann man es korrigieren oder eben nicht. Viel wichtiger ist, dass man versteht, ob eine Korrektur notwendig ist oder nicht. Beides ist möglich.
Ich glaube, die Empathie ist etwas ganz Zentrales.
Wolfgang Wachter: Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine gute Führungspersönlichkeit aus?
Adrian Steiner: Das Gegenüber wahrnehmen, ein Gespür entwickeln, Empathie zeigen und gerne mit den Mitarbeitern etwas bewegen. Das ist sicherlich etwas Zentrales. Es gibt auch Methodiken, wie man führt. Fördern und fordern gehört beides zusammen in einer Führungsaufgabe. Es ist eine innere Grundhaltung, welche ich als Empathie bezeichne, aber es braucht auch das Rüstzeug und natürlich die Erfahrung.
Wolfgang Wachter: Sie sind 2009 CEO geworden. Das ist eine Weile her. Ich nehme an, Sie haben sich in der Zeit weitergebildet. Wie wichtig ist Weiterbildung für eine Führungspersönlichkeit?
Adrian Steiner: Es ist von zentraler Bedeutung. In dieser Zeit habe ich vielleicht an zwei Jahren keine Weiterbildung gemacht. Ansonsten habe ich immer eine Weiterbildung gemacht. Die kontinuierliche Weiterbildung, Neugier und Bereitschaft als Führungsperson. Weiterbildung ist ein sehr wichtiger Bestandteil von unserem Tun. Das erwarte ich auch von meiner Organisation. Von meinem Management-Team haben alle ein EMBA gemacht in den letzten fünf Jahren. Allein das Netzwerk bei jeder Weiterbildung ist sowohl für den Mitarbeiter als auch für die Firma, dass man im Netzwerk sich austauschen kann. Als Führungsperson unterstütze ich dies zeitlich und finanziell für die Mitarbeitenden.